Anlässlich des Welttags der Suizidprävention 2024 organisierte FRANS eine sich über den ganzen Monat September erstreckende Veranstaltungsreihe. In verschiedenen Formaten sollten Suizidalität, psychische Erkrankungen und Krisenbewältigung thematisiert und die Frankfurter Bevölkerung dazu eingeladen werden, sich zu informieren, zu reflektieren sowie Hilfs- und Beratungsangebote kennenzulernen. Jede dieser Veranstaltung wurde gerahmt durch einen Infostand, der thematisch passend von verschiedenen Netzwerkmitgliedern begleitet wurde.
9. September – Gedenkzeremonie
Nach einer Pause im letzten Jahr fand anlässlich des Welttags der Suizidprävention erneut die Gedenkzeremonie am Main statt. Mittels einer neu ins Leben gerufenen Planungsgruppe haben sich Personen aus dem Netzwerk gefunden, die durch ihr Engagement maßgeblich zur Realisierung der Gedenkzeremonie in diesem Jahr beigetragen haben. An einem Montagabend haben ca. 30 Menschen bei Musik, einer Ansprache und dem Main übergebenen Rosen an jene gedacht, die sie an einen Suizid verloren haben.



11. September – Lesung
„Notizen an Tobias“ (Stadtbücherei)
Golli Marboe arbeitet als freier Journalist, hält Vorträge zu Medienfragen, verantwortete dreißig Jahre TV-Dokumentationen für Sender in ganz Europa und unterrichtet an diversen Hochschulen Journalismus. Und er hat im Jahr 2018 seinen Sohn durch Suizid verloren. Damit geht er in die Öffentlichkeit, um das Thema zu entstigmatisieren und dafür zu sensibilisieren, aber auch um ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen. Das Buch „Notizen an Tobias“ ist für ihn eine Möglichkeit, das Erlebte besprechbar zu machen. Er teilt darin Einblicke in die persönlichen Erfahrungen mit seinem Sohn und beschreibt die Gefühle der Familie nach Tobias‘ Suizid. In der Stadtbücherei las er aus seinem Buch, zeigte ergänzend Videos und Kunst seines Sohnes und teilte seine Ein- und Ansichten rund um das Thema Suizidalität und psychische Gesundheit. Im Anschluss fand ein angeregter Austausch mit dem Publikum statt, der sich am FRANS- und AGUS-Infostand fortsetzte.



17. September – Musikalische Lesung
„Dinkelstollen und Angstherzen“
(Haus am Dom)
Matthias Keller (U-Bahn Kontrollöre in tiefgefrorenen Frauenkleidern) und Alison Rippier (Ensemble Stalburg Theater) nahmen uns mit auf eine traurig-schöne und berührende Reise durch Musik und Literatur. Im Laufe des Programms arbeiteten sich die beiden durch einen Berg an Texten und Liedern, die sich mit dem Thema Depression und Melancholie befassen, ohne trotz des ernsten Themas ihren Humor zu verlieren. Und sie wurden auch persönlich: Im Laufe des Abends erzählten sie eindrücklich und nahbar von ihren eigenen Leidenswegen mit der und durch die Depression. Sie schilderten, wie sich die Krankheit für sie angefühlt hat, wie sie gemerkt haben, dass sich etwas verändert hat, was ihnen geholfen hat und wie sie heute damit umgehen. Beide vermittelten, dass nach den Tiefen einer Depression auch wieder schöpferische Kreativität entstehen und das Erleben von Mut und Freude wieder möglich sein kann. Auf authentische und offenherzige Art beantworten sie Fragen des Publikums. Ein Potpourri schmerzhafter und amüsanter Einblicke, die sie gekonnt und professionell inszenierten. Das Haus am Dom war mit ca. 65 Personen sehr gut besucht. Die Infostände von FRANS und dem Bündnis gegen Depressionen boten die Möglichkeit für weiterführende Informationen und Gespräche.




23. September – Film & Gespräch
„Nicht mehr nicht mehr leben wollen“
(Cinéma am Roßmarkt)
Der Kinosaal des Cinémas am Roßmarkt war voll – ca. 90 Leute kamen zu der Vorführung des Dokumentarfilms „Nicht mehr nicht mehr leben wollen“ aus dem Jahr 2021. Die Protagonist:innen des Films berichten von ihrem Kampf mit lebensmüden Gedanken und/oder Suizidversuchen und davon, wie sie inzwischen an den Punkt gekommen sind, anderen Mut machen zu wollen, nicht aufzugeben. In dem anschließenden Podiumsgespräch mit Dr. Christiane Schlang (Leiterin der Abteilung Psychische Gesundheit) und André Bölke (Gesundheits- und Krankenpfleger, Ex-In-Genesungsbegleiter und selbst Betroffener) wurden persönliche und fachliche Fragen beantwortet. Eine bunte Runde, die sich rege, intensiv und mitunter hitzig mit dieser Thematik auseinandersetzte. Am FRANS-Infostand konnte sich noch weiter ausgetauscht werden. Die diversen Info-Materialien fanden viel Anklang.


23. September – Nachmittag für Impulse und Austausch
„Kaffee, Kuchen & Krisenbewältigung“
(Gesundheitsamt)
An einem Samstagnachmittag wurde zu „Kaffee, Kuchen und Krisenbewältigung“ ins Gesundheitsamt eingeladen. An vier verschiedenen Stationen gab es unterschiedliche spielerische Formate, die zur Auseinandersetzung mit Krisen und deren Bewältigung anregen sollten. Eine Station mit dem Titel „Was tut mir gut?“ lud ein, anhand von Karten mit Impulsen zur Selbstfürsorge gemeinsam über angenehme Tätigkeiten zu reflektieren. Die Teilnehmenden konnten sich darüber austauschen, welche Ansätze sie für sich bereits als hilfreich identifiziert haben und weiterempfehlen können, sowie darüber, was sie als zusätzliche Inspiration für die Zukunft mitnehmen möchten. In einem Schreibgespräch an einer weiteren Station erfolgte zunächst ein in individuelles Niederschreiben durch die Teilnehmenden, wie sie in der Vergangenheit Krisen bewältigen konnten. Im nächsten Schritt entstand ein schriftlicher Austausch, indem die Beiträge der anderen ergänzt und kommentiert wurden. Zum Schluss wurde noch mündlich über die verschiedenen Bewältigungsstrategien diskutiert. Die Station „Stadt-Land-Freude“ beinhaltete eine abgeänderte Form des Spiels „Stadt-Land-Fluss“ mit der Erweiterung um die Kategorien „Was macht Freude“, „Fähigkeit“, „Gefühl“ und „Hilft in Krisen“. Hier waren viele Teilnehmenden besonders überrascht über die (wieder) entdeckte Freude am Spielen, auch im Erwachsenenalter. Es wurde viel gelacht, aber auch inhaltlich über die einzelnen Kategorien debattiert. Beim „Speed-Friending“ an Station vier konnten neue Kontakte geschlossen werden. Hier gab es pro Gesprächspaar 10 Minuten Zeit, dann wurde weiterrotiert. Die vorbereiteten Fragen für den Gesprächseinstieg wurden so gut wie gar nicht gebraucht, die Themen kamen meist von ganz allein. In der zusätzlich zur Verfügung stehenden „Babbel-Ecke“, die vorrangig in der Pause bei Kaffee und Kuchen genutzt wurde, konnte freier Austausch unter den Teilnehmenden entstehen. Insgesamt sind ca. 40 Menschen gekommen und konnten an jeweils zwei Stationen teilnehmen.



