SOS

Zum diesjährigen Welttag der Suizidprävention haben wir vom 9. September bis 8. Oktober die Ausstellung Suizid – let´s talk about it! in verkleinerter Form und unter dem abgeänderten Titel Suizid – keep on talking! nach Frankfurt holen können. Es war eine lange Reise, die im Winter 2022 begann und uns das gesamte Jahr 2023 auf Trab hielt. Vom Finden einer geeigneten Ausstellungsfläche und der Finanzierung über die Organisation des Rahmenprogramms und der Bewerbung bis hin zur Begleitung der Kuration und des Aufbaus – wir haben mitunter echt geschwitzt, ob alles funktioniert. Aber das hat es und die vier Wochen waren ein voller Erfolg! Nicht zuletzt dank der wunderbaren Kooperation mit dem Kasseler Museums für Sepulkralkultur und mit Unterstützung einiger wichtiger Akteure, zum Beispiel dem Kulturamt oder dem Galeristen der AusstellungsHalle 1A Dr. Robert  Bock.

Vernissage
Die Vernissage bei spätsommerlichen Temperaturen und  mit ca. 80 geladenen Gästen stellte einen gelungenen Ausstellungsauftakt dar. In ihren Ansprachen betonten die Gesundheitsdezernentin Elke Voitl, der wissenschaftlichen Leiters der Ursprungs-Ausstellung Prof. Reinhard Lindner (Universität Kassel) und der Direktor des Museums für Sepulkralkultur Dr. Dirk Pörschmann die Wichtigkeit der Suizidprävention und den Beitrag, den eine solche Ausstellung dazu leisten kann. Bei Bionade, Häppchen und Musik konnten die Kunstwerke in Ruhe betrachtet werden. Durch eine Führung der Kuratorin Tatjana Ahle-Rosenthal und Dr. Pörschmann erfuhren die Gäste mehr über Hintergründe, die Entstehung der Ausstellung, den Prozess der Kuration und Details zu einzelnen Kunstwerken.

Begleitprogramm
Kunst als Spiegel der Seele
Ein spannender Einstieg ins Begleitprogramm und außergewöhnlicher Blickwinkel auf ein schwieriges und stigmatisiertes Themengebiet: Sind in künstlerischen Werken Symptome eines psychischen Leidens zu finden? Dieser Frage ging Dr. Christine Reif-Leonhard, leitende Oberärztin am Universitätsklinikum für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Frankfurt am Main, in ihrem Vortrag nach und nahm die 75 Zuhörer:innen mit auf eine Spurensuche durch die Kunstgeschichte. Dabei veranschaulichte sie den kreativen Schaffensprozess als Bewältigungsmöglichkeit in psychischen Krisen und gab Einblicke in affektive Erkrankungen. Insbesondere Bipolarität, Depression und Angststörungen wurden als Beispiele vorgestellt. Zum Abschluss beantwortete die Referentin viele Fragen der interessierten Anwesenden.

Weiterleben ohne Dich
An diesem sehr bewegendem Abend las zunächste die Musikerin und Sprecherin Sabine Fischmann Textstücke von drei Hinterbliebenen vor und untermalte sie mit traurigschöner Klaviermusik. Im Anschluss gaben die drei „Autor:innen“ persönlich auf dem von Lucia Schmidt (FAZ) moderierten Podium weitere Einblicke in ihre Geschichten. Torben schilderte sein Heranwachsen und die Verarbeitung des Verlusts seines Vaters, Vera gab einen Rückblick auf Jahre nach dem Suizid ihres Mannes und Alix teilte ihre Trauer um den durch Suizid verstorbenen Sohn. Alle drei Hinterbliebenen erzählten ehrlich und bewegend, wie sie durch diese schmerzhafte Erfahrung geprägt wurden und wie sie trotzdem weiterleben konnten.

Überlebenswege
An diesem Abend beschäftigten sich  Dr. Christiane Schlang und Inga Beig mit Wegen des Überlebens. Sie erzählten Geschichten des Weiterlebens von Menschen nach Suizidversuchen und gaben Hinweise, wo Menschen mit Suizidgedanken Hilfe finden können. Das Publikum erfuhr darüber hinaus, wie Betroffene in Krisen für sich selbst sorgen können und wie das Umfeld Menschen, die unter Suizidgedanken leiden, unterstützen kann.

Stigma Suizid
Die Juniorprofessorin Dr. Nathalie Oexle forscht an der Universität Ulm zu den thematischen Schwerpunkten Suizidprävention, Stigma psychischer Erkrankung, Suizidstigma, Trauer nach Suizid, Offenlegung psychische Erkrankung, Offenlegung/Hilfesuche bei Suizidalität. Sie stellte ihre aktuellen Forschungsresultate vor, führte ein in das Stigma Suizid und sensibilisierte die Zuhörer:innen für Vorurteile bezüglich Suizidalität. Sie lud ein zur eigenen Reflexion der Gedanken und Gefühle und zeigte auf, wie man diese durchbrechen kann. Die Referentin schilderte eindrücklich, wie eng verknüpft eigene Vorurteile und gesellschaftliche Stigmatisierung sind.

Lebensmüde – Sterbenswach
Eine Klangcollage die berührt: Mit dem Blick der Kunst und Lyrik, der Musik und Sprache ergründet Matthias Keller in seinem Programm auf unvergessliche Art die Vielschichtigkeit menschlicher Gefühle und nahm das Publikum mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt zwischen Schmerz, Trauer, Wut aber auch Hoffnung, Zuversicht und Mut. Dabei beweist er ein sensibles Gespür für die die richtige Balance aus Tiefe und Leichtigkeit. Die Bandbreite der Gefühle zeigten sich auch in den Gesichtern des Publikums, und rief so mal ein breites Grinsen und mal eine Träne aufs Gesicht.

Zahlen und Resonanz
Die Resonanz zur Ausstellung war sehr positiv und hat unsere Erwartungen weit übertroffen. Während knapp 52% der Öffnungszeiten wurden Besucher:innen-Zahlen erfasst:  Es wurden 358 Besucher:innen gezählt davon 106 männlich, 252 weiblich (ca. 30% vs. 70%). Hochgerechnet auf die Gesamt-Öffnungszeiten ergibt sich eine geschätzte Gesamt-Besucher:innen-Zahl von knapp 700. Am FRANS-Infostand wurden insgesamt 56 (Beratungs-) Gespräche geführt.
An den Veranstaltungsabenden des Begleitprogramms nahmen insgesamt 247 Personen teil (Kunst als Spiegel der Seele: 75; Weiterleben ohne Dich: 45; Überlebenswege: 35; Stigma Suizid – Wieso es uns so schwer fällt darüber zu sprechen: 37; Lebensmüde Sterbenswach: 55).
Über die interaktive Wand für Rückmeldungen sowie das Gästebuch hinterließen 105 Personen Einträge. Viele bedankten sich darin für die Austellung, oder aber hinterließen ermutigende Worte sowie Ausdruck von Trauer und Andacht.
Sehr erfreut waren wir auch über die Resonanz in den (sozialen) Medien. Es erschienen Beiträge in FAZ, FNP, RheinMain TV, auf der Seite der Stadt frankfurt und diversen Social Media Kanälen.

Impressionen

Unterstützt durch: Freunde von FRANS e. V.