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Presse & Medien

Auf dieser Seite für Medienvertreter finden Sie generelle Hinweise zur Suizidberichterstattung sowie Links zu konkreten Leitlinien beispielsweise zu Berichten nach dem Suizid einer bekannten Persönlichkeit oder über Suizidforen im Internet.

Sehr geehrte Medienvertreter,

an dieser Stelle wenden wir uns an Sie, um über das sensible Thema „Medien und Suizid“ zu sprechen. Die Thematik  an sich ist nicht einfach und noch viel wichtiger:

Die Berichterstattung über Suizid birgt Gefahren.

Wir von FRANS versuchen Suizidprävention so breitgefächert wie möglich zu betreiben und hierbei sind Sie als Medienvertreter wichtige Partner. Wir sind auf Ihre Unterstützung angewiesen. Uns ist bewusst, dass Sie in Ihrem journalistischen Alltag viele Abwägungen zu treffen haben und oft unter Zeitdruck stehen.
Dennoch möchten wir Sie bitten, mit dem Thema Suizid verantwortungsbewusst umzugehen. Hierzu möchten wir Ihnen an dieser Stelle einige Hintergrundinformationen und Hilfestellungen an die Hand geben.

Öffentliches Interesse versus Persönlichkeitsschutz
Immer wieder kann es bei Suiziden zu einer Kontroverse über die Art und Weise der Berichterstattung kommen. Während die einen das öffentliche Interesse an solch einem tragischen Ereignis sehr großzügig interpretieren, treten andere stringent für den Schutz betroffener Persönlichkeiten ein.
Doch eigentlich ist die Lage ziemlich eindeutig. Sowohl der Deutsche Presserat als auch der Gesetzgeber stufen die Persönlichkeitsrechte eines Menschen – auch posthum – höher ein als die Interessen der Öffentlichkeit. So z.B. die Richtlinie 8.7 im Deutschen Pressekodex:

„Die Berichterstattung über Selbsttötung gebietet Zurückhaltung. Dies gilt insbesondere für die Nennung von Namen, die Veröffentlichung von Fotos und die Schilderung näherer Begleitumstände.“ (siehe Pressekodex)

Journalisten in der Pflicht
Doch nicht nur die Wahrung von Persönlichkeitsrechten der Betroffenen und Hinterbliebenen sind ein medienethisches Argument für eine angemessene Zurückhaltung. Auch die mögliche Verhinderung eines Folge-Suizids nimmt Journalisten in die Pflicht, sehr sorgfältig und sensibel über Suizide zu berichten oder es eben auch überhaupt nicht zu tun. Warum?

„Ansteckender Suizid?“
Weil eine Berichterstattung, die einen Suizid als spektakulär, nachvollziehbar oder romantisierend darstellt, zur Identifikation mit den Suizidenten führen kann. Das könnte für Menschen, die sich in einer suizidalen Krise befinden, durchaus ein letzter Anstoß dafür sein, die suizidale Tat durchzuführen. Auch wenn die Dimensionen dieses so genannten Werther-Effekts wissenschaftlich durchaus kontrovers diskutiert werden, bleibt die grundlegende Aussage bestehen: Suizide können „anstecken“.

Leitlinien zur Suizidberichterstattung

Vor diesem Hintergrund möchten  wir Sie auf einige Leitlinien zur Berichterstattung nach einem Suizid hinweisen und Ihnen ans Herz legen, sich mit ihnen zu befassen:

  • Medienportal des Nationalen Suizidpräventionsprogramms (NaSPro):
    Link
  • Empfehlungen für die Berichterstattung nach dem Suizid einer bekannten Persönlichkeit
    (NaSPro und Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention – DGS):
    Link
  • Empfehlungen für die Berichterstattung zum Thema Suizid & Internet (jugendschutz.net, NaSPro und DGS):
    Link
  • Empfehlung zur Berichterstattung über Suizid. Wie Journalisten Nachahmungstaten verhindern können
    (Stiftung Deutsche Depressionshilfe):
    Link  > Medienguide

Berichterstattung über Menschen mit psychischen Erkrankungen im Allgemeinen – Vermeidung von stigmatisierenden Mediendarstellungen

Fair-Media. Aktionsbündnis Seelische Gesundheit
In einem Medienprojekt zur Förderung der Aufklärung über psychische Erkrankungen im Bereich der Medien und des Journalismus wurde untersucht, wie die Voraussetzungen für eine nicht diskriminierende und nicht stigmatisierende Berichterstattung über Menschen mit psychischen Erkrankungen zu verbessern sind.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass sich durch Schulung, Begegnung und Aufklärung die Medienschaffenden für eine Vermeidung von stigmatisierenden Mediendarstellungen gewinnen lassen. Gefördert wurde das Projekt, dessen Herzstück ein eintägiger Workshop war, vom Bundesministerium für Gesundheit.

Zur Verfestigung des Projekts steht „Fair Media – für die Menschen gegen die Ausgrenzung“ unter http://www.fairmedia.seelischegesundheit.net ein Onlineleitfaden zur Verfügung.  Der Abschlussbericht liegt vor unter diesem Link.

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, unsere Hinweise zu lesen!
Ihr FRANS-Team

Haben Sie eine Presseanfrage an FRANS? Wir stehen Ihnen gerne für Informationen oder die Vermittlung von Interviewpartnern zur Verfügung.

Die wichtigsten Hinweise haben wir für Sie anschaulich auf einer Postkarte zusammengestellt. Bei Interesse senden wir Ihnen – gerne auch zur Weitergabe an Kollegen – einen Stapel zu.

 

Betroffener, Angehöriger, Journalist

Mario Dieringer wendet sich an seine Berufskollegen. Mit der Bitte um sensible Berichtersattung über Suizide, die das Risiko des Werther-Effekts minimiert aber das Thema dennoch aufgreift, um das Tabu zu brechen:

https://www.youtube.com/watch?v=HnqHaJ0SM0o