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Zehntausend Gründe – FRANS-Aktivitäten zum Welttag der Suizidprävention 2017

Den Auftakt stellte am Samstag, 09.09., ein großer, bunter Infostand mitten in der Innenstadt dar, der zwischen 11:00 und 15:00 Uhr direkt auf der Zeil an der Konstablerwache zu finden war. Zahlreiche Mitgliedsinstitutionen des Netzwerks waren am Stand vertreten, sorgten für ein breites Spektrum an Informationen und füllten die Angebote mit Leben. Trotz des durchwachsenen Wetters war die Zeil an dieser zentralen Stelle sehr gut besucht und auch der Wochenmarkt mit seinen Besuchern sorgte für viel Publikum am Stand. Die auffällig kostümierte Stelzenkünstlerin, die in ihrem weißen Vogelgewand die Menschen rundherum an den Stand lockte tat ihr Übriges. Neben den Personen, deren Interesse wir im Vorbeigehen wecken konnten und die sich generell über die Arbeit des Netzwerks informierten, wurde der ein oder andere auch von den Give-Aways angezogen und viele Kinder von den knallgrünen Luftballons. Auch die grünen mit Info-Flyern bestückten Taschen wurden sehr gerne genommen – insgesamt waren es weit über 1000. Über diese Mittler konnten wir die wichtigen Informationen gut an die Menschen bringen.

Gottfried Cramer (Referent Öffentlichkeitsarbeit und Leiter Kommunikation und Marketing der Klinik Hohe Mark) fasst seine Erfahrung am Infostand so zusammen:
 „Ich war wirklich überrascht, wie viele Menschen an den Infostand kamen und neugierig fragten, wer wir sind und was wir machen. Auch wenn die sich entwickelnden Gespräche  durchaus unterschiedlich waren, von keinem jedoch habe ich Kritik oder entwertende Bemerkungen gehört. Allen war klar: Es macht Sinn, dass wir da stehen. Und ab und zu gab es sehr tiefe und offene Gespräch über – in der Tat – Suizid, Trauer und die Sehnsucht nach Leben, Verständnis und Hilfe. Alles in allem, so habe ich es wieder mal erlebt: Die Öffentlichkeit „verträgt“ das Thema Suizid besser, als manche denken!“

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Am Sonntag, 10.09. – dem Welttag der Suizidprävention selbst – fand sich eine Gruppe von ca. 50 Personen am Mainufer zusammen, um gemeinsam der Menschen zu gedenken, die durch einen Suizid aus dem Leben geschieden sind.  Nach einem stimmungsvollen musikalischen Einstieg durch ein Akkordeon-Querflöten-Duo wurde die Zeremonie von Stadtrat Stefan Majer, Gesundheitsdezernent der Stadt Frankfurt, auf sehr persönliche Weise eröffnet. Es folgte eine kurze Ansprache rund um das Gedenken, Abschiednehmen und die Kraft des gemeinsamen Trauerns sowie eine weitere Musik-Untermalung und die Verlesung eines Gedichts. Zum Abschluss waren alle Besucher eingeladen, die selbst mitgebrachten und von uns Organisatoren gestellten Blumen in den Main zu geben – begleitet von ruhigen Akkordeon- und Querföten-Tönen.
Die anwesenden Personen, in der großen Mehrzahl Betroffene, die einen nahen Angehörigen, Lebenspartner oder Freund durch Suizid verloren haben, hatten so die Möglichkeit, der ihr nahen Person nochmals zu gedenken und sich dabei gegenseitig zu stützen. Die vielen positiven und dankbaren Rückmeldungen bestätigten die Wichtigkeit und Sinnhaftigkeit einer solchen Veranstaltung. Auch die Möglichkeit danach noch einen Moment zu verweilen, sich auszutauschen und in Kontakt zu treten wurde vielfach genutzt. Nicht wenige Besucher hatten vorher beispielsweise noch nichts von dem Verein „Angehörige um Suizid“ (AGUS e.V.) gehört und konnten sich vor Ort mit Informationsmaterialien versorgen und auch mit der AGUS-Gruppe Frankfurt vernetzen. Auch die Flyer mit Hilfsangeboten von FRANS waren nicht allen bekannt und wurden gerne mitgenommen.

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Am Sonntagabend war FRANS mit einem Infostand bei der Benefiz-Veranstaltung „Lachen gegen Depression“ mit Henni Nachtsheim und Bodo Bach im CAPITOL Offenbach vertreten. Ausgerichtet wurde der Abend vom Frankfurter Bündnis gegen Depression, welches eng mit FRANS kooperiert. Die Veranstaltung war bis auf den letzten Platz ausverkauft, mehr Informationen finden Sie hier: https://www.op-online.de/offenbach/bloedeln-profis-hilft-depressiven-8675652.html; https://www.facebook.com/buendnisfrankfurt.

Die letzte Veranstaltung im Rahmen des diesjährigen Welttags der Suizidprävention fand am Montagabend, 11.09.,  in der Zentralbibliothek der Stadtbücherei statt und wir waren sehr erfreut, dass sie so großen Anklang fand – die 160 Besucher fanden gerade noch alle einen Platz . Auch hier war Stadtrat Stefan Majer, Gesundheitsdezernent der Stadt Frankfurt anwesend, begrüßte das Publikum und betonte seine Unterstützung für die  Zehntausend-Gründe-Kampagne und die Aktivitäten von FRANS. Außerdem wurden Grußworte von Birgit Lotz, der Leiterin der Zentralbibliothek, von Maren Kochbeck, Geschäftsführerin des Selbsthilfe e.V. (Mitveranstalter der ganzen Kampagne) und von Jürgen Merz von der AOK gesprochen, die dankenswerterweise schon zum dritten Mal die Kampagne finanziell unterstützt.

Eingeladen hatte FRANS an diesem Abend den  Autor Viktor Staudt, der Passagen aus seinem autobiografischen Buch „Die Geschichte meines Selbstmords und wie ich das Leben wiederfand“ las, vor allem aber sehr persönlich, hautnah und ergreifend von seinem Weg berichtete. Von seinen Angst-Attacken, den Depressionen und der großen Verzweiflung und wie er vor mittlerweile knapp 17 Jahren keinen anderen Ausweg als die Selbsttötung  sah. Er überlebte den Suizidversuch, verlor dabei aber beide Beine. Mit seiner authentischen Art verstand er es, den Zuhörern in der Stadtbibliothek zu vermitteln, wie und dass es nach all dem möglich war, neuen Lebensmut zu fassen, weiter zu machen bzw. neu anzufangen. Er betonte, wie wichtig es sei, die richtige professionelle Unterstützung und Behandlung zu erhalten aber auch, welch große Bedeutung der Austausch mit Freunden, Familie und anderen Betroffenen habe. Viktor Staudt, der mittlerweile selbst sehr aktiv in der Suizidprävention ist, indem er z.B. bei Veranstaltungen dieser Art seine Geschichte erzählt, möchte Mut machen und zeigen, wie auch tiefste Krisen überwunden werden können. Dafür sei es wichtig, das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen und offen darüber zu reden.

Dass dies hilfreich ist, zeigte sich auch am Montagabend in der Stadtbücherei an den Reaktionen der Zuschauer, die die Möglichkeit sehr rege nutzen, dem Niederländer Fragen zu stellen und ebenso persönlich von ihren Erfahrungen zu berichten. Auch gab es einige, die sich danach bei ihm bedankten, dafür dass er ihnen Mut zum Weiterleben gegeben habe.

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Da der Welttag dieses Jahr auf einen Sonntag fiel, wurde schon im Vorfeld in Kooperation mit dem evangelischen und dem katholischen Stadtdekanat ein Schreiben an alle Gemeinden gesendet. Darin wurde auf den Welttag der Suizidprävention hingewiesen und angeregt, die Thematik in die Predigten und Fürbitten aufzunehmen. Wir waren sehr erfreut, mit diesem Anliegen bei den Dekanen auf so viel Unterstützung und offene Ohren zu stoßen und hoffen durch diesen Vorstoß ein insgesamt breites und bisher eventuell noch nicht erreichtes Publikum auf das Thema und die Angebote aufmerksam gemacht zu haben.

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